Sonntag, 12. Juli 2015

Neuer Film über den Atombombenabwurf auf Nagasaki

Der bekannte Hamburger Journalist Klaus Scherer, der lange Jahre für die ARD in Tokio gearbeitet hat, nimmt sich in seiner neuesten Arbeit bestehend aus Film und Buch einem kontroversen Thema an und nennt es:

"Nagasaki - Der Mythos der entscheidenden Bombe

 

Amerikas verklärtes Kriegsverbrechen - warum die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki den Krieg nicht beendeten.
Im August 1945 detonierten über Hiroshima und Nagasaki die beiden einzigen Atombomben der Kriegsgeschichte. Die erste, so hieß es damals, habe Japan beeindruckt, doch erst die zweite ließ es kapitulieren. Beide Bomben seien nötig gewesen, um den Zweiten Weltkrieg zu beenden. Doch waren sie wirklich entscheidend? Klaus Scherers Zweifel an dieser Darstellung begannen mit der Frage nach dem Sinn des Massakers von Nagasaki. Gestützt auf neue historische Forschung, Filmdokumente und ergreifende Interviews mit Zeitzeugen zeichnet er ein anderes Bild: das eines kalkulierten, vermeidbaren Verbrechens. Von Beginn an ging es darum, die Bomben zu testen. Japan, militärisch längst geschlagen, lieferte dazu die Gelegenheit."


Mehr Informationen auf:
 http://www.klausscherer.com/index.php?page=buecher

Sonntag, 5. Juli 2015

Buchempfehlung: „Japonisme“ von Lionel Lambourne


Wer Japan-Fan ist oder Land, Kultur und Leute liebt, der wird sicherlich auch an den Spuren zu erkennen sein, die Japan in seinem Leben hinterlässt: Beim Essen, Kleidung, in Form von besonderen Interessen für japanische Filme, Manga, Kampfkünste, Musik, Literatur, Kunst, vielleicht sogar hin bis zur Ausübung einer ursprünglich japanischen Religion. In diesem Sinne sind sicherlich viele Leser dieser web site mehr oder weniger Japonisten.

Für alle Japonisten möchten wir daher ein englischsprachiges Buch empfehlen, das von den Anfängen des Einflusses japanischer Kultur auf „den Westen“ bis zu Anfang der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts einen vorbildlichen Überblick gibt und sicherlich nicht nur Anfänger auf diesem Gebiet satt macht.

Das Buch zeichnet sich aus durch eine solide Recherche, die keine wesentlichen Fakten übersieht, Einzelheiten einbaut, wo sie wichtig sind, die Leser aber mit Details nicht überfordert sowie einer gelungenen optischen Gestaltung, die dank opulenter Bilder die Interessierten in das Thema lustvoll eintauchen lässt.

Vorbildlich zu nennen ist die Gliederung des Bandes. Nach einer knappen historischen Einführung in die Entstehungsgrundlagen des Japonismus werden alle zentralen Bereiche des Themas abgedeckt: Japanische Einflüsse auf Europas und Amerikas Malerei, Kunsthandwerk, Möbel und Inneneinrichtung, Gartengestaltung, Werbung, Literatur, Theater bis hin zur Oper, einzelne Kunstströmungen, die sich in der Auseinandersetzung mit japanischer Kunst bei uns entwickelten, um schließlich noch einen kurzen Ausblick auf japanische Spuren im Filmschaffen Europas und Amerikas zu geben.

Wer sich neu mit dem Thema beschäftigt, wird aus dem Staunen sicherlich nicht mehr herauskommen, wie viele bedeutende Künstler von Whistler über Monet, van Gogh, Degas, Beardsley, Toulouse-Lautrec bis hin zu Jeff Wall in unserer Gegenwart allein nur in der Malerei, Grafik und Fotografie von Japan inspiriert wurden. Doch zum Glück kommen auch eher alltägliche Einflüsse in Werbung und Mode nicht zu kurz und runden das Bild zu einem vielschichtigen Panorama ab.

Wer so viele Themen abhandelt, kann natürlich immer nur einen Einstieg geben, aber keine wichtigen Namen werden in dieser Monographie übersehen, deren Stärke gerade darin besteht, die wechselseitigen Einflüsse an konkreten Persönlichkeiten festzumachen - egal ob Kunsthändler, Künstler, Reisender oder Arzt. Man erfährt so ganz nebenbei viel Spannendes über das Leben im 19. Jahrhundert und dessen Umstände, ein angenehmes Plus des flüssig geschriebenen Werks. Für uns Hamburger Japonisten besonders interessant ist sicherlich das Nachverfolgen der Rolle, die eine Persönlichkeit wie Siegfried (Samuel) Bing in der Ausbildung des Japonismus gespielt hat.

Wichtig und sicherlich auch ein vertrautes Thema gerade für uns heutige Japonisten ist die Konfrontation zwischen dem „Japan des Herzens“ bzw. unserem „inneren Japan“ sowie den damit verbundenen Vorstellungen und der Realität im Land selbst. Wer hier schon am eigenen Leib einige Spannungen erlebt hat, wird sich in einer langen Tradition und bester Gesellschaft wiederfinden. Eine, wie sich herausstellt, wichtige Erfahrung, die die Japanbegeisterung reifen lässt.

Wer freilich tiefer in das Thema japanischer Einflüsse auf „westliches“ Kino einsteigen möchte, der muss zu Spezialbänden greifen, denn er findet in diesem Buch nur erste Appetitanreger.

Bedauerlich mag sein, dass die aktuelle „Japanmode“ in keinster Weise abgehandelt wird - aber dieses Thema würde den Umfang des Bandes von Lambourne sprengen. Wer die (deutschsprachigen) Bücher kennt, die wir bereits zur aktuellen Spielart des Japonismus empfohlen haben, der wird sicherlich zustimmen, dass dieses Thema so umfangreich ist, dass es in eigenständigen Büchern abgehandelt werden sollte.

Deshalb trotzdem Daumen rauf für dieses klasse Buch - also, auf in den Genuss und lasst die Seiten stieben...

Lionel Lambourne
Japonisme
Cultural Crossings between Japan and the West
New York 2011


Abbildung: Jeff Wall, A Sudden Gust of Wind (after Hokusai), 1993